Überblick über COGO
Dieses Thema gilt nur für ArcEditor und ArcInfo.
Wenn Landvermesser oder Hoch- und Tiefbauingenieure die Position künstlicher Features, z. B. von Flurstücken, Straßenmittelachsen, Versorgungsübergängen mit Übertragungsleitungen und Öl- und Gasfeldern, aufzeichnen müssen, halten sie in der Regel die Ergebnisse auf einem Vermessungsplan fest, der die Position der Features zueinander beschreibt. Im nachstehenden Beispiel eines Vermessungsplans sind eine Straßenmittelachse und der Rand der Grundstücke, die an die Straße angrenzen, dargestellt. Die Straßenmittelachse und die Flurstückgrenzen umfassen eine Reihe von geraden und geschwungenen Linien.
Jede Linie wird durch Messwerte beschrieben. Eine gerade Linie besitzt eine Richtung und eine Entfernung, während eine geschwungene Linie einen Radius, einen Winkel, eine Bogenlänge, eine Richtung usw. besitzt. Diese Messwerte sind Beschreibungen der Koordinatengeometrie. Mithilfe dieser COGO-Beschreibungen können Sie die Features, die der Landvermesser erfasst hat, exakt nachbilden. Der Vermessungsplan beinhaltet außerdem Verweise auf vorhandene Positionen, die Ihnen helfen, diese neuen Features mit der GIS-Datenbank zu verknüpfen. Bei einem solchen Verweis könnte es sich um die Koordinaten für einen Punkt oder Messwert zu einer bekannten Position, z. B. einem Passpunkt, einem Straßenschnittpunkt oder einer vorhandenen Flurstückecke, handeln.
Bausteine für COGO
Das sind die Grundbausteine für COGO:
- Punkte: Vermessungspläne können Punkt-Features wie Passpunkte, Abschnittsecken und Monumente beschreiben. Diese Features lassen sich mithilfe einer einfachen Point-Feature-Class darstellen.
- Linien: Sie können diese Features mithilfe einer einfachen Line-Feature-Class darstellen. Sie haben auch die Möglichkeit, COGO-Felder zu Ihrer Line-Feature-Class hinzufügen. Die eingegebenen Messwerte werden für die Features erfasst. Auf Vermessungsplänen findet man drei Arten von Linien:
- Gerade Linien: Gerade Linien kommen am häufigsten auf Vermessungsplänen vor. Sie werden zur Darstellung aller Feature-Typen verwendet.
- Geschwungene Linien: Eine typische Verwendung von geschwungenen Linien ist die sanfte Richtungsänderung auf einer Straßenmittelachse. Flurstückgrenzen verlaufen normalerweise parallel zur Straßenmittelachse. Daher sind Grenzen, die direkt an einer geschwungenen Mittelachse verlaufen, ebenfalls geschwungen. Kurven werden in verschiedenen Fällen verwendet: für Sackgassenflurstücke, um einen großen Wendekreis für Fahrzeuge zu erhalten, und für Flurstücke an einem Schnittpunkt, um eine größere Sichtbarkeit zu erzeugen.
- Spiralen: Spiralen kommen nicht so häufig vor wie die anderen Linientypen. Sie werden in der Regel für Übergänge zu und von kreisförmigen Kurven verwendet. Spiralen finden Verwendung in Fahrbahn- und Gleisentwürfen, wenn ein Hochgeschwindigkeitsfahrzeug oder -zug in einen oder aus einem kreisförmigen Verlauf aus einer oder in eine gerade Tangente manövriert werden soll. Das Erstellen und Ändern von Spiralen wird nur in Form von Programmierung unterstützt. Weitere Informationen finden Sie im Geometrie-Abschnitt der Hilfe des ArcGIS Software-Dokumentations-Kits.
- Polygone: Mithilfe von Polygon-Features können die Flurstückflächen dargestellt werden, die von den COGO-Linien-Features gebildet werden. Normalerweise erstellen Sie mit den ArcMap-COGO-Funktionen nicht direkt Polygone, sondern leiten sie aus den Linien ab. So können Sie beispielsweise mit dem Befehl "Polygone konstruieren" auf der Werkzeugleiste "Topologie" Polygone aus ausgewählten Linien erstellen.
- Polygonzüge: Ein Großteil der Daten, die unter Verwendung von COGO-Beschreibungen eingegeben werden, wird aus Polygonzügen eingegeben. Ein Polygonzug ist einfach eine geordnete Sammlung von COGO-Beschreibungen, mit denen entweder eine Linie oder ein Polygon erstellt werden kann. Jede einzelne Linie wird als Richtung bezeichnet. Polygonzüge werden nicht im GIS gespeichert; Sie können jedoch einen Polygonzug in einer Textdatei speichern und ihn später erneut aufrufen.
Erstellen von Features aus COGO-Beschreibungen
Die Befehle und Dialogfelder in der ArcMap-Bearbeitungsumgebung zum Erstellen von Features aus COGO-Beschreibungen sind als Bearbeitungsoptionen integriert. Sie verwenden die folgenden allgemeinen Befehle und Dialogfelder:
- Fenster "Polygonzug": zum Erstellen eines Feature-Satzes aus einer Polygonzugbeschreibung.
- Fenster "2-Punkt-Linie": zum schnellen Erstellen eines Features aus einer einzelnen COGO-Beschreibung.
- Fenster "Versatzlinie": zum Erstellen eines Feature-Satzes aus einer Streifenbeschreibung, einem Vermessungsplantyp, der zur Neuausrichtung von Straßenmittelachsen verwendet wird.
- Befehl "Sackgasse": zum Erstellen einer Sackgasse aus einer ausgewählten Straßenmittelachse.
Diese Auflistung enthält nur einige der Befehle und Dialogfelder, die zum Erstellen von Features in ArcGIS zur Verfügung stehen. Unter Häufig verwendete COGO-Workflow finden Sie eine Beschreibung der Verwendung dieser und anderer Befehle, um Flurstücke zu erstellen und zu pflegen.
Korrigieren von Abweichungen zwischen Vermessungsplan und GIS-Daten
Bei Verwendung der COGO-Beschreibungen aus einem Vermessungsplan nutzen Sie Messwerte, die der Landvermesser vor Ort erfasst und möglicherweise an ein Koordinatensystem angepasst hat. Ein GIS speichert jedoch Koordinaten in Bezug zum Koordinatengitter einer Projektion. Sie können die Geometrie der Features, die Sie erstellen, mithilfe der Gelände-zu-Grid-Korrektur anpassen.
Berichte über COGO-Beschreibungen
Bevor Sie Features aus COGO-Beschreibungen hinzufügen, sollten Sie überprüfen, wie die neuen Features im Vergleich zu den vorhandenen Features passen. Im Dialogfeld "COGO-Bericht" können Sie Richtungen und Entfernungen zwischen Punkten messen. Klicken Sie auf die Karte, und fragen Sie gleichzeitig Linien-Features in der Datenbank aus den COGO-Beschreibungen ab. Sie können auch mit dem Befehl "COGO-Fläche" die rechtliche Fläche ausgewählter Linien-Features berechnen. Das ist eine nützliche Funktion, wenn es um die Entscheidung geht, welcher Ansatz beim Bearbeiten von Features zu verwenden ist.
Speichern von COGO-Attributen für Linien-Features
In ArcMap können Sie die COGO-Werte, die Sie beim Erstellen von Features eingeben, als Attribut des Linien-Features speichern. Ein Grund zum Speichern dieser Werte besteht darin, dass ein Datensatz der ursprünglichen COGO-Beschreibung der Linien-Features erhalten bleibt. Dies ist nützlich, wenn Sie beim zukünftigen Bearbeiten des Linien-Features den ursprünglichen Wert ermitteln müssen.
Nicht jeder Befehl und jedes Werkzeug in ArcMap aktualisieren die COGO-Attribute eines Linien-Features. Die Fenster "Polygonzug" und "2-Punkt-Linie" sowie die Befehle "Sackgasse" und "Proportion" sind Beispiele für Optionen mit Aktualisierungsfunktion. Eine vollständige Liste finden Sie unter COGO-Beschreibungen. Die Aktualisierungsoption setzt eine Line-Feature-Class mit den entsprechenden COGO-Attributen voraus. Mit dem Befehl "COGO-Felder erstellen" in ArcCatalog können Sie die erforderlichen Voraussetzungen schaffen.
Wie unterscheidet sich COGO von anderen Esri COGO-Funktionen?
Mit den COGO-Funktionen, die für die Bearbeitung in ArcMap auf der COGO-Werkzeugleiste zur Verfügung stehen, können Sie Flurstücke und andere vermessene Features in einer Geodatabase erstellen und pflegen. Auch andere Esri Funktionen bieten ähnliche Optionen, z. B. Flurstückbearbeitung und die COGO-Erweiterung für ArcInfo Workstation.
Flurstückbearbeitung (Parcel Fabric und Werkzeugleiste "Flurstückseditor")
Mithilfe der Flurstückbearbeitung können Sie Vermessungsinformationen aus Feldhinweisen, Datenerfassern und Datensätzen von Landvermessern für öffentliche Behörden erfassen und pflegen. Anhand dieser Vermessungsinformationen lässt sich dann die Genauigkeit der GIS-Feature-Geometrie in der Geodatabase nach und nach verbessern.
Die Flurstückbearbeitung stellt ein Parcel Fabric-Dataset, Auftrags-Tracking und Workflowfunktionen für die Verwaltung einer Flurstückdatenbank bereit.
Welche Unterschiede gibt es zu COGO?
- Pflege der Features im Zeitverlauf – Bei der Erstellung von Linien- und Polygon-Features mit den COGO-Funktionen in ArcGIS können Sie nicht zurückgehen und die Messwerte ändern und die Features anpassen. Beispiel: Wenn Sie im Fenster "Polygonzug" eine Flurstückgrenze erstellen und später merken, dass Sie einen Fehler gemacht haben, müssen Sie die Flurstückgrenzen löschen und sie neu erstellen. Mit Parcel Fabrics werden die Flurstückdatensatzinformationen in der Parcel Fabric gespeichert, sodass Sie die Messungen erneut anwenden und die Fabric anpassen können.
- Anpassung der Flurstücke – Mit COGO müssen Sie beim Hinzufügen neuer Flurstücke entscheiden, wie diese neuen Flurstücke in die vorhandenen Flurstück-Layer integriert werden sollen. Unter Umständen müssen Sie einige Linien löschen oder ändern oder andere Linien neu erstellen. Die Flurstückbearbeitung verwendet eine Anpassung der kleinsten Quadrate, die für neue Flurstücke die optimale Anpassung definiert. Neue Flurstücke, die Sie hinzufügen, werden nahtlos in die Parcel Fabric integriert. Alte Datensatzinformationen werden nicht gelöscht; sie werden als historischer Datensatz beibehalten und können weiterhin zur Koordinatengenauigkeit der Fabric beitragen.
- Tracking-Verlauf von Flurstücken – Die Geodatabase ermöglicht die Archivierung von Daten, sodass Sie im Zeitverlauf Flurstückdaten modellieren können. Diese Funktion bezieht sich auf die mit COGO erstellten Flurstücke. Die Flurstückbearbeitung bietet zusätzliche Funktionen für die Geodatabase-Archivierung, indem Sie inkrementelle Änderungen an den Flurstücken in einer Parcel Fabric speichern können.
COGO-Erweiterung für ArcInfo Workstation
Die COGO-Erweiterung für ArcInfo Workstation stellt Funktionen zum Erfassen und Verwalten von Flurstückdaten in einem Coverage bereit. Welche Unterschiede gibt es zu COGO in ArcGIS?
- Verfügbarkeit der Funktionen – COGO ist mit einer ArcEditor- oder ArcInfo-Lizenz erhältlich. Für die COGO-Erweiterung für ArcInfo Workstation ist eine zusätzliche Erweiterungslizenz erforderlich.
- Ähnliche Funktionalität – COGO in ArcGIS stellt ähnliche Funktionen für die COGO-Erweiterung für ArcInfo Workstation bereit. Informationen zu den verfügbaren Funktionen finden Sie unter Häufig verwendete COGO-Workflows.
- Keine COGO-Point-Feature-Class – COGO in ArcGIS verfügt nicht über eine explizite COGO-Point-Feature-Class.
- Unterstützung für spiralförmige Kurven – Das Erstellen und Ändern von Spiralen wird nur in Form von Programmierung unterstützt. Weitere Informationen finden Sie im Geometrie-Abschnitt der Hilfe des ArcGIS Software-Dokumentations-Kits.
- Stationierung – Diese Funktion wird in ArcGIS nicht unterstützt.