Fließrichtung in einem geometrischen Netzwerk
In den Versorgungsnetzanwendungen ist die Kenntnis der Fließrichtung entlang der Netzwerkkanten oft sehr wichtig. Beim Erstellen der Fließrichtung in einem geometrischen Netzwerk wird die Richtung bestimmt, in der Güter längs der Kanten fließen.
Die Fließrichtung in einem Netzwerk wird von folgenden Faktoren bestimmt:
- der Konnektivität des Netzwerks
- der Lage von Quellen und Senken im Netzwerk
- dem aktivierten oder deaktivierten Zustand von Features
Quellen und Senken bestimmen den Fluss in einem Versorgungsnetz. Quellen sind Knoten-Features, die den Fluss von sich selbst weg über die Kanten durch das Netz lenken. Beispiel: In einem Wassernetz können Pumpstationen als Quellen abgebildet werden, da sie das Wasser durch die Leitungen von den Pumpstationen weg transportieren. Senken sind Knoten-Features, die den Fluss von den Kanten im Netzwerk an sich ziehen. In einem Flussnetz ist z. B. die Mündung eines Flusses eine Senke, da die Anziehungskraft sämtliches Wasser zur Mündung treibt. Der Fluss bewegt sich von Quellen zu Senken. Da die Fließrichtung sowohl mit Quellen als auch mit Senken festgelegt werden kann, ist es im Allgemeinen ausreichend, nur Quellen oder nur Senken in einem Netzwerk zu bestimmen. So verhindern Sie auch, dass Kanten mit unbestimmter Fließrichtung entstehen.
Beachten Sie, dass auch deaktivierte Features bei der Einstellung der Fließrichtung einbezogen werden. Die Deaktivierung eines Features bewirkt, dass der Fluss es nicht mehr passieren kann. Das heißt, dass die Fließrichtung für die deaktivierten Features nicht eingestellt werden kann, und auch die Features, die mit den Quellen oder Senken nur über ein deaktiviertes Feature verbunden sind, können nicht eingestellt werden.
Drei Kategorien der Fließrichtung
Nachdem Sie die Fließrichtung für das Netzwerk festgelegt haben, verfügt eine Kante über eine der drei folgenden Kategorien von Fließrichtungen:
Bestimmbare Fließrichtung
Wenn die Fließrichtung einer Kante anhand der Netzkonnektivität, der Positionen von Quellen und Senken und des aktivierten oder deaktivierten Zustands der Features eindeutig bestimmt werden kann, hat das Feature eine bestimmbare Fließrichtung. Die bestimmbare Fließrichtung für eine Kante ist entweder richtungsgetreu oder entgegen der Richtung, in der das Feature digitalisiert wurde.
Unbestimmbare Fließrichtung
Die unbestimmbare Fließrichtung in einem Netzwerk tritt auf, wenn die Fließrichtung aus der Topologie des Netzwerks, den Positionen von Quellen und Senken und dem aktivierten oder deaktivierten Zustand der Features nicht eindeutig bestimmt werden kann. Die unbestimmbare Fließrichtung tritt in der Regel bei Kanten auf, die Teil einer Schleife oder eines geschlossenen Kreislaufs sind. Sie kann auch bei Kanten auftreten, deren Fluss von mehreren Quellen und Senken bestimmt wird, wobei eine Quelle oder Senke den Fluss in eine Richtung über die Kante führt, eine andere Quelle oder Senke aber in die entgegengesetzte Richtung.
Als Beispiel dient ein geometrisches Netzwerk mit der folgenden Verteilung von Quellen und Senken:
Hier ist die Fließrichtung für Kante 1 und 2 festgelegt, aber die Fließrichtung von Kante 3 ist nicht bestimmbar. Um zu ermitteln, warum dies so ist, sehen Sie sich im Vergleich dazu das Netzwerk an, für das nur die Quelle definiert ist.
Dabei ist die Fließrichtung für Kante 3 nach rechts definiert.
Nachfolgend wird dasselbe Netzwerk ohne Quelle dargestellt:
Dabei ist die Fließrichtung für Kante 3 nach links definiert. Da die möglichen Fließrichtungen gegenläufig sind, kommt es zu einem Konflikt.
Wenn die Fließrichtung einer Kante bei Verwendung von Quellen oder Senken identisch ist, wird die Fließrichtung entsprechend festgelegt, wie im Beispiel für die Kanten 1 und 2. Kommt es jedoch zu einem Konflikt (siehe Kante 3), wird die Fließrichtung als "unbestimmbar" definiert, da es zwei mögliche Ergebnisse gibt.
Ein weiteres Beispiel für eine unbestimmbare Fließrichtung ist eine Kante, die an beiden Enden über Quellen verfügt.
Nicht-initialisierte Fließrichtung
Eine nicht-initialisierte Fließrichtung in einem Netzwerk tritt bei Kanten auf, die von den Quellen und Senken im Netzwerk isoliert sind. Dies kann vorkommen, wenn die Kante im Netzwerk topologisch nicht mit den Quellen und Senken verbunden ist oder wenn die Kante mit den Quellen und Senken nur über deaktivierte Features verbunden ist.
Festlegen der Fließrichtung
Alle geometrischen Netze, die einen Fluss haben, verfügen auch über Quellen und Senken. In einigen Fällen sind die Positionen dieser Quellen und Senken vielleicht nicht bekannt, aber Sie kennen die Fließrichtung. Wenn dies der Fall ist, müssen Sie Knoten im Netzwerk als Quellen und Senken auswählen, bis die richtige Fließrichtung erzeugt ist.
Nach dem Festlegen der Fließrichtung kann es trotzdem zu einer unbestimmbaren Fließrichtung kommen, obwohl Sie die Richtung kennen. Das liegt daran, dass die Fließrichtung neben der Konnektivität oder den Positionen der Quellen und Senken von den Eigenschaften des Netzwerks oder den Features, die das Netzwerk bilden, bestimmt wird.
Beispiel: In einem Wassernetz wird die Fließrichtung in einer Leitung vom Unterschied im Wasserdruck an beiden Enden der Leitung bestimmt. Die unterschiedlichen Druckverhältnisse hängen von solchen Faktoren wie dem Leitungsmaterial, dem Durchmesser der Leitung, der Fließgeschwindigkeit, der physischen Konfiguration der Leitung (einschließlich Flaschenhälsen, Ventilen oder scharfen Biegungen), der Wassertemperatur und der Höhe der Leitungsenden sowie der Konnektivität des Netzwerks ab. Da ArcGIS allgemeine Netze handhabt (keine domänenspezifischen Netztypen), werden diese Informationen nicht zum Festlegen der Fließrichtung verwendet. Daher kann die Fließrichtung für einige Kanten in diesen Netzen auf unbestimmbar eingestellt sein.
In jeder Domäne gibt es eine Reihe ähnlicher Variablen. Entwickler können benutzerdefinierte Fließrichtungslösungen erstellen, die diese Variablen verwenden, um die Fließrichtung in domänenspezifischen Netzen festzulegen.