Geoverarbeitungsumgebung

Die Geoverarbeitungsumgebung umfasst die Fenster und Dialogfelder, mit denen Sie Werkzeuge verwalten und ausführen können. Im vorliegenden Dokument werden die allgemeinen Konzepte und Grundgedanken dieser Umgebung erläutert. Auf ihre Verwendung wird nicht eingegangen.

Der grundlegende Zweck der Geoverarbeitung besteht darin, Ihnen das schnelle und einfache Entwickeln von Software zu ermöglichen, die Sie ausführen, verwalten, ändern, dokumentieren und gemeinsam mit den anderen ArcGIS-Benutzern verwenden können. Software ist in diesem Zusammenhang ein Programm, das die gewünschten Anweisungen an ArcGIS ausgibt. Ein Geoverarbeitungsmodell ist beispielsweise eine neue Software, die Sie mit der unkomplizierten visuellen Programmiersprache ModelBuilder erstellen.

Dem vorliegenden Abschnitt liegt der Gedanke zugrunde, dass Ihnen die Geoverarbeitung das Erstellen neuer, hilfreicher Softwareprodukte ermöglicht. Dabei ist es unerlässlich, dass Sie über umfassende und eingehende Kenntnisse bezüglich der Verwendung der Geoverarbeitung verfügen.

Zum Erstellen neuer Softwareprodukte sind zwei wesentliche Elemente erforderlich:

Die Geoverarbeitungssprache besteht aus einer Vielzahl von Werkzeugen. Die Geoverarbeitungsumgebung ist eine kleine Zusammenstellung integrierter Schnittstellen, über die vorhandene Werkzeuge organisiert und verwaltet und neue Werkzeuge erstellt werden können. Die grundlegenden Komponenten der Umgebung werden in Kurzer Überblick über die Geoverarbeitung veranschaulicht und umfassen folgende Elemente:

Geoverarbeitungsmodelle und ModelBuilder

Im Werkzeug-Dialogfeld können Sie ein einzelnes Werkzeug ausführen. Dies entspricht dem Ausführen einer Einzelanweisung in einer Programmiersprache. Die Ausführung einzelner Werkzeuge ist sicherlich praktisch. Das System wäre jedoch nicht sehr nützlich, wenn Sie nicht mehrere Werkzeuge miteinander verketten könnten, wobei die Ausgabe eines Werkzeugs wie bei einer Programmiersprache an das nächste Werkzeug übergeben wird.

In der Geoverarbeitungsumgebung können Sie Ihre Vorstellungen mithilfe des Fensters ModelBuilder schnell und unkompliziert in Software umsetzen, indem Sie mehrere Elemente der Geoverarbeitungssprache (d. h. die Werkzeuge) in einer Abfolge miteinander verknüpfen. Machen Sie sich stets bewusst, dass Modelle Software darstellen, da Sie an den Computer Anweisungen zum Ausführen bestimmter Vorgänge ausgeben. Die Programmiersprache ist visuell (sie wird in ModelBuilder veranschaulicht) und nicht textgestützt wie eine herkömmliche Programmiersprache.

Besonders wichtig ist hier der Hinweis, dass Modelle Werkzeuge sind. Ihr Verhalten entspricht genau dem aller anderen Werkzeuge im System. Sie können Sie im Dialogfeld oder im Python-Fenster ausführen. Da Modelle Werkzeuge sind, können Sie Modelle in andere Modelle einbetten. Tatsächlich handelt es sich bei vielen der von ArcGIS bereitgestellten Systemwerkzeuge um Modelle.

Modelle können mit einer beliebigen Komplexität erstellt werden. Sie können alle Systemwerkzeuge oder benutzerdefinierten Werkzeuge in einem Modell verwenden, einschließlich anderer von Ihnen erstellter Modelle (da Modelle ebenfalls Werkzeuge darstellen) und auf Skripten basierender Werkzeuge. Sie können auch Schleifen und Bedingungen verwenden, um den logischen Fluss eines Modells zu steuern.

Modelle können sehr unkompliziert und dennoch effektiv sein. Sie können ein Modell erstellen, das nur ein einziges Werkzeug enthält, in dem jedoch einige der zugehörigen Parameter eingebettet sind. Das Werkzeug Puffer akzeptiert beispielsweise sechs Parameter. Ihnen ist jedoch bekannt, dass drei dieser Parameter für die aktuell auszuführenden Tasks immer gleich sind. Anstatt diese Parameter bei jeder Ausführung des Werkzeugs Puffer anzugeben, können Sie schnell ein Modell erstellen und diese drei Parameter festlegen, das Modell als Werkzeug "EigenerPuffer" speichern und dessen Dialogfeld anstatt des Dialogfeldes Puffer verwenden. Möglicherweise verwenden Sie "EigenerPuffer" nur wenige Male, bevor Sie das Werkzeug wieder löschen. Das Werkzeug wurde jedoch so schnell und einfach erstellt, dass Sie damit einen Effektivitätsgewinn erzielt haben.

Skripterstellung

Sie können neue, hilfreiche Software auch mithilfe einer Skriptsprache erstellen. Ein Skript ist ein Programm, das eine Skriptsprache verwendet. Bei der Softwareprogrammierung können Sprachen in zwei grundlegende Kategorien unterteilt werden: Systemsprachen und Skriptsprachen. Systemsprachen sind Sprachen wie C++ und .NET, mit denen Sie völlig neue Anwendungen erstellen können, wobei einfachste Primitiven und die Rohressourcen des Computers verwendet werden. Mithilfe von Skriptsprachen wie Python und Perl werden Anwendungen miteinander verknüpft. Dabei werden allgemeinere Funktionen des Computers verwendet, und die detaillierteren Elemente, mit denen sich Systemsprachenprogrammierer befassen müssen, werden verborgen. Im Unterschied zu Systemsprachen können Skriptsprachen leichter erlernt und verwendet werden. Sie können bereits mit Grundkenntnissen des Programmierens produktiv sein.

In der Geoverarbeitungsumgebung sind Skripte analog zu Modellen, da auch mit ihnen neue Werkzeuge erstellt werden können. Modelle werden mit einer visuellen Programmiersprache (ModelBuilder) und Skripte mit einer textbasierten Sprache und Texteditoren erstellt.

Wie Modelle sind Skripte ebenfalls Werkzeuge. Sie können ein Skript mithilfe eines Assistenten mit schrittweisen Anleitungen in eine benutzerdefinierte Toolbox integrieren, und dieses wird zu einem weiteren Werkzeug, das in einem Modell oder einem anderen Skript verwendet werden kann. Viele der Systemwerkzeuge sind Skripte. Sie können auch ein Skript erstellen und dieses nicht in eine Toolbox einbinden. In diesem Fall stellt das Skript jedoch kein Werkzeug dar, sondern lediglich ein eigenständiges Skript auf dem Datenträger.

Skripte können sich aus mehreren Gründen empfehlen:

Umgebung zum Erstellen und Verwalten von Software

Die Geoverarbeitungsumgebung wurde entwickelt, um Ihnen das schnelle und einfache Entwickeln von neuer Software zu ermöglichen, die vom System verwaltet und von mehreren Benutzern gemeinsam genutzt werden kann.

Die Geoverarbeitung ist eine Sprache, die aus Operatoren bzw. Werkzeugen besteht, die die Daten in ArcGIS (Tabellen, Feature-Classes, Raster, TINs usw.) verarbeiten und Tasks ausführen, die für das Bearbeiten und Analysieren geographischer Daten in einer Vielzahl von Disziplinen erforderlich sind.

Sie können neue Software schnell und einfach in Form von Modellen und Skripten erstellen. Von diesen neuen Werkzeugen werden Tasks ausgeführt, die nicht Bestandteil des ArcGIS-Standardpakets sind. In ArcGIS sind beispielsweise keine Menüs, Schaltflächen und Programmierobjekte vorhanden, die das einfache Modell zum Projizieren und Ausschneiden ausführen, das in Was ist Geoverarbeitung? beschrieben wird.

Werkzeuge werden von der Geoverarbeitungsumgebung verwaltet, d. h., Sie müssen sie nicht verwalten. Dies ist ein wesentlicher Vorteil, der häufig nicht sofort erkannt wird.

Werkzeuge können auf einfache Weise gemeinsam verwendet werden. Eine Toolbox mit allen zugehörigen Werkzeugen und Toolsets ist entweder in einer Datei mit der Erweiterung "tbx" auf dem Datenträger oder in einer Geodatabase enthalten. Alle Benutzer mit Zugriff auf die Datei oder Geodatabase können die darin enthaltenen Werkzeuge ausführen.

Der entscheidende Vorteil besteht darin, dass Ihre Werkzeuge zu vollständig integrierten Elementen der Geoverarbeitungsumgebung werden, mit einheitlicher Dokumentation, einheitlicher Benutzeroberfläche sowie einheitlichen Zugriffs- und Freigabemethoden.

Geoverarbeitung und ArcObjects

ArcObjects ist die umfassende Bibliothek allgemeiner Programmierungsobjekte, die im Rahmen des ArcGIS-SDK (Software Development Kit) bereitgestellt werden. Entwickler können mithilfe von ArcObjects neue Anwendungen erstellen oder den vorhandenen Funktionsumfang von ArcGIS-Anwendungen erweitern. (Zu Informationszwecken: Die meisten Systemwerkzeuge und die gesamte Geoverarbeitungsumgebung wurden mithilfe von ArcObjects erstellt.) Wie bei der Geoverarbeitung können mit dem ArcObjects-SDK neue Softwareprodukte erstellt werden.

Das ArcObjects-SDK und die Geoverarbeitung ergänzen einander. Das heißt nicht, dass sie einander gegenseitig ersetzen. Allgemein ausgedrückt: Durch ArcObjects wird ArcGIS um ein neues Verhalten erweitert, während mit der Geoverarbeitung Tasks automatisiert werden können. Mithilfe von ArcObjects können Sie neue Benutzeroberflächen erstellen, Feature-Classes benutzerdefinierte Verhalten hinzufügen oder einen speziellen kartografischen Renderer erstellen. Mithilfe der Geoverarbeitung kann Software (Modelle und Skripte) erstellt werden, die Tasks im Rahmen einer ordnungsgemäßen Umgebung automatisiert.

ArcObjects wurde für die Verwendung mit einer Systemprogrammiersprache konzipiert, bei der Programmierer auf einfachste Primitiven zugreifen müssen, um eine komplexe Logik und komplexe Algorithmen zu implementieren. Daher enthält ArcObjects Tausende von unterschiedlichen Objekten und Anforderungen: Diese ermöglichen Programmierern die detaillierte Steuerung im benötigten Umfang. Da ArcObjects zusammen mit einer Systemprogrammiersprache verwendet wird, sind hierfür fundiertere Programmierkenntnisse als für die Geoverarbeitung mit ihren Modellen und Skripten erforderlich.

Die Geoverarbeitung ermöglicht hingegen ohne Einschränkung allen GIS-Benutzern das Automatisieren von Aufgaben, das Erstellen wiederholbarer und ordnungsgemäß definierter Methoden und Verfahren sowie das Modellieren wichtiger geographischer Prozesse.


7/10/2012